Aus einem werden zwei: Neue Institute
Bitte beachten Sie: Das Helmholtz-Zentrum Geesthacht - Zentrum für Material- und Küstenforschung hat sich am 31.03.2021 in Helmholtz-Zentrum Hereon umbenannt. Informationen dazu finden Sie unter www.hereon.de/name
Das Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) hat zum 1. März zwei neue Institute gegründet: das Institut für Umweltchemie des Küstenraumes und das Institut für Kohlenstoffkreisläufe. Die beiden Institute werden zum Helmholtz-Forschungsbereich „Erde und Umwelt“ beitragen, genauso wie ihr Vorgänger, das Institut für Biogeochemie im Küstenmeer. Prof. Kay-Christian Emeis, der das ehemalige Institut elf Jahre geleitet hat, ging Ende Februar in den Ruhestand. Die beiden neuen Institute werden von Prof. Ralf Ebinghaus und Prof. Helmuth Thomas geleitet.
Im neuen Institut für Umweltchemie des Küstenraumes ist die Suche nach Schadstoffen im Meer ein Schwerpunkt der Forschung. Foto: HZG/Christian Schmid
In den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen sind sowohl der Schutz als auch die nachhaltige Nutzung der Küstenmeere verankert. Diesen Zielen stehen weitere zur Seite: unter anderem zur Einschränkung von Hunger, Armut und Klimawandel. Dazwischen bestehen jedoch teilweise massive Spannungen. Ein Beispiel: Wir wollen mehr regenerative Energien wie Biogas nutzen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Doch das bedeutet gleichzeitig höhere Nährstoffeinträge über die Flüsse in die Meere, wir sprechen hier von einer Überdüngung. Diese kann zu Sauerstoffmangel und Fischsterben führen – obwohl Hunger eines der Probleme ist, die ebenfalls angegangen werden sollen. Klimaschutz und Nahrungsversorgung stehen also zunächst im Konflikt miteinander. Herausforderungen wie diesen widmen sich die beiden neugegründeten Institute in verschiedener Weise. Dazu müssen Faktoren, die marine Ökosysteme beeinflussen, erkannt, verstanden und quantifiziert werden – von der Quelle, über Flüsse und Atmosphäre bis in den offenen Ozean und zumMeeresboden. Wichtige Schritte dabei sind zum Beispiel die Priorisierung von Schadstoffen und die Untersuchung von Methoden zur Erhöhung der Kohlendioxid-Aufnahme der Ozeane, damit nachhaltige und umweltschonende Ansätze entwickelt werden können.
Umweltchemie des Küstenraumes
Das Institut bietet einzigartige Labore und Messgeräte für die chemisch-analytische Arbeit. Foto: HZG/Christian Schmid
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Institut für Umweltchemie des Küstenraumes identifizieren neuartige und bereits bekannte Schadstoffe, ihre Quellen, Transportwege und die Ausbreitung in der Meeresumwelt. Auch wie die Stoffe sich auf Organismen und Ökosysteme auswirken, wird erforscht und bewertet. Am HZG haben die Forschenden eine einzigartige chemisch-analytische Infrastruktur, mit der sie Umweltproben untersuchen und Schadstoffe erfassen können. Das Spektrum umfasst mehrere hundert klassische und neuartige organische Schadstoffe, Mikroplastik und Nanomaterialien, zahlreiche Elemente, Isotope und Radionuklide. Dazu verfügt das Institut über komplexe Methoden zur Modellierung, mit denen das Verhalten und der Verbleib von Schadstoffen im Küstenraum untersucht und bewertet werden können. Das Institut für Umweltchemie des Küstenraumes besteht aus den Abteilungen Anorganische Umweltchemie, Organische Umweltchemie, Umweltradiochemie, Chemietransportmodellierung sowie Logistik und Organisation.
Website des Instituts für Umweltchemie des Küstenraumes
Prof. Ralf Ebinghaus. Foto: privat
Institutsleiter Prof. Ralf Ebinghaus ist seit seiner Promotion 1991 am HZG tätig und hat viele Jahre die Abteilung für Umweltchemie geleitet. Außerdem lehrt er am Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie der Leuphana Universität Lüneburg. Der Umweltchemiker ist Mitglied des Expertenpools für das World Ocean Assessment der Vereinten Nationen und wurde von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften 2014 als Gastwissenschaftler für hochrangige internationale Wissenschaftler ausgezeichnet.
Kohlenstoffkreisläufe
Im neuen Institut für Kohlenstoffkreisläufe untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Säurebindungsvermögen und den Kohlenstoffkreislauf der Ozeane im Zusammenhang mit dem Klimawandel – auch in arktischen Regionen, so wie hier auf Spitzbergen (Expedition im Rahmen des Projektes ECOTIP im Jahr 2020). Foto: AWI/Grit Steinhöfel
Der Fokus des neuen Instituts für Kohlenstoffkreisläufe liegt auf der Untersuchung von Stoff- und Energieflüssen in Küstenmeeren: speziell Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff und andere Nährstoffe sowie ausgewählte Spurenmetalle und Isotope. Menschliche Eingriffe beeinflussen seit Jahrhunderten schon die Küstenmeere – die Forschung bewegt sich von der bisherigen Ausrichtung auf Schadensbegrenzung und Abwendung von Schaden nun hin zur nachhaltigen Nutzung der Küstenmeere. Das neue Institut spielt dabei eine zentrale Rolle und untersucht, wie wir die Küstenmeere als nachhaltig genutzte Ressourcenquelle verwenden und die Wege des Kohlenstoffs lenken können.
Website des Instituts für Kohlenstoffkreisläufe
Prof. Helmuth Thomas. Foto: DAAD/Kehrein
Themen sind hier auch Wechselwirkungen mit dem Klimawandel, die Auswirkungen multipler Stressfaktoren und menschliche Einflüsse. Im Institut werden Szenarien entwickelt, die in Zukunft als Basis für gesellschaftliche Entscheidungen dienen. Das Institut befindet sich im Aufbau und wird seine Kompetenzen perspektivisch erweitern.
Institutsleiter Prof. Helmuth Thomas ist 2019 im Rahmen der deutsch-französischen Klimaforschungsinitiative „Make Our Planet Great Again“ ans HZG gekommen, wo er die Arbeitsgruppe Alkalinität gründete. Zuvor lehrte der in Rostock promovierte Ozeanograph lange in Kanada an der Dalhousie Universität.
Perspektive bieten
Meere sind ein Speicher für Kohlendioxid. Foto: HZG/Helmuth Thomas
In beiden Instituten sind die Ausbildung und Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wichtige Aspekte. Es werden Nachwuchsgruppen etabliert sowie neue Doktorandenstellen geschaffen.
„Wir freuen uns sehr, dass wir unsere Forschung in den Themengebieten Umweltchemie und Kohlenstoffkreisläufe mit der Gründung der beiden neuen Institute stärken können. Professor Emeis danken wir für die exzellente Arbeit, die im Vorgänger-Institut geleistet wurde. Ohne diese Grundlage hätten wir das Profil des HZG nicht in diese Richtung schärfen können. Professor Ebinghaus und Professor Thomas wünschen wir viel Erfolg bei ihrer neuen Aufgabe“, sagt Professor Matthias Rehahn, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZG.
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