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Nach der Abschaltung folgt die Stilllegung des ehemaligen GKSS-Forschungsreaktors

Antrag zum direkten Abbau der Forschungsreaktoranlage und des Heißen Labors eingereicht

Heute hat das Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) beim schleswig-holsteinischen Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Kiel den Antrag zur Stilllegung des Forschungsreaktors und zum direkten Abbau der Forschungsreaktoranlage und des Heißen Labors des ehemaligen GKSS-Forschungszentrums eingereicht. Zuvor hat der kritische Atom-Experte und Physiker Wolfgang Neumann die Stilllegungsstrategie des HZG auf Wunsch der Vorbereitungsgruppe überprüft und den Abbau gegenüber des „Sicheren Einschlusses“ der gesamten Anlage als zu bevorzugende Option bestätigt. Die Entscheidung, den Stilllegungsantrag für den Abbau jetzt zu stellen, ist Ergebnis eines konstruktiven Dialogs zwischen HZG und der Vorbereitungsgruppe.

Wolfgang Neumann, Diplom-Physiker und kritischer Experte

Wolfgang Neumann (hier bei der öffentlichen Veranstaltung "HZG im Dialog" am 15. Januar 2013), Diplom-Physiker und kritischer Experte sichtete die vom HZG vorbereiteten Antragsunterlagen. Sein Ergebnis: Die Stilllegungsstrategie „Direkter Abbau“ ist plausibel und sicherheitstechnisch nachvollziehbar abgeleitet. Foto: HZG/ Patrick Kalb-Rottmann

In diesem intensiven Dialogprozess spiegeln sich immer wieder auch die gesellschaftlich umstrittenen Risiken der Atomtechnik hinsichtlich des Strahlenschutzes sowie der Umgang mit den beim Abbau anfallenden radioaktiven Abfällen wieder. Im Bewusstsein um kontroverse Positionen möchte das Helmholtz-Zentrum Geesthacht im Rahmen des Dialogs nicht nur weiterhin für Transparenz sorgen, sondern auch kritische Fragen aufgreifen, diese prüfen und gemeinsame Lösungen mit der Öffentlichkeit finden.

„Sicherheit steht bei allen Abbau-Prozessen an oberster Stelle. Zusätzlich legen wir großen Wert darauf, als internationaler Wissenschaftsstandort, Arbeitgeber und natürlich als Nachbar, die Zukunft unseres Zentrums mit den Menschen der Region zu gestalten“, erläutert HZG-Geschäftsführer Prof. Dr. Wolfgang Kaysser. „Ein transparenter und zukunftsorientierter Dialog muss gemeinsame Lösungen finden“, so Kaysser.

Direkter Abbau als Strategie plausibel

Am 28. Juni 2010 wurde der Forschungsreaktor des ehemaligen GKSS-Forschungszentrums endgültig abgeschaltet. Der Forschungsreaktor ist seit Juli 2012 frei von Brennelementen und befindet sich derzeit in der so genannten Nachbetriebsphase. Bevor mit dem Abbau von Maschinenanlagen, Beton, Stahl etc. begonnen werden kann, ist ein strenges gesetzliches Genehmigungsverfahren vorgeschrieben.

Nach der jetzt erfolgten Einreichung des Stilllegungsantrages bei der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel werden von Seiten der Behörde externe Gutachter hinzugezogen und ebenfalls die Öffentlichkeit beteiligt. Dieser Prozess wird voraussichtlich zwei bis drei Jahre dauern. Die vom HZG freiwillig initiierte Veranstaltungsreihe „HZG im Dialog“ wird auch nach der Antragseinreichung und trotz der formellen Öffentlichkeitsbeteiligung durch die Behörden konsequent fortgeführt.

Hintergrundinformationen und Chronik „HZG im Dialog“

Seit Oktober 2012 veranstaltet das Helmholtz-Zentrum Geesthacht die Reihe „HZG im Dialog“. In diesem Rahmen finden öffentliche Veranstaltungen statt und diskutiert eine Vorbereitungsgruppe regelmäßig mit dem HZG über die nächsten Schritte des Stilllegungsprozesses.

Die Vorbereitungs-gruppe besteht aus Geesthachter Bürgerinnen und Bürgern, Mitgliedern der Geesthachter Ratsversammlung und Geesthachter Parteivertretern von CDU, Grünen und der SPD, der Elterninitiative Geesthacht sowie Vertreterinnen und Vertretern von Umweltorganisationen. Moderiert wird der Prozess von Silke Freitag, einer Mediatorin, die sich selbst seit Jahrzehnten für einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie sowie einen achtsamen Umgang mit dem entstandenen Atommüll engagiert.

Um der komplexen Thematik (Technik, Gesetze) in der öffentlichen Diskussion genug Raum zu geben, hat HZG in Absprache mit der Atomaufsicht Kiel den Termin zur Einreichung des Stilllegungsantrags um mehr als drei Monate auf Mitte März 2013 verschoben und gemeinsam mit der Vorbereitungsgruppe eine Informationsveranstaltung im Januar 2013 zum Thema Stilllegungs-strategien durchgeführt. Weiterhin hatten sich HZG und die Vorbereitungsgruppe darauf geeinigt, dass Wolfgang Neumann, Diplom-Physiker und kritischer Experte der intac GmbH, die vom HZG vorbereiteten Antragsunterlagen noch einmal sichten und die Plausibilität der Entscheidung bewerten wird. Sein Ergebnis: Die Stilllegungsstrategie „Direkter Abbau“ ist plausibel und sicherheitstechnisch nachvollziehbar abgeleitet.

Als ein weiteres Ergebnis des gemeinsamen Dialogs verzichtet HZG künftig auf den Begriff Rückbau zur „Grünen Wiese“. Diese Formulierung erweckt den falschen Eindruck, dass der Betrieb und Rückbau der Anlage keine Spuren hinterlasse. Es bleiben aber radioaktive Abfälle, die für lange Zeit Risiken darstellen und einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang erfordern.

Weiterführende Links


Stilllegungsantrag und Bericht zur Akteneinsicht von Wolfgang Neumann [zu den PDF Dokumenten] 5. November 2012 Übersicht zu "HZG im Dialog"