Carbon clever mit Metall verbinden: HZG-Wissenschaftler erhält Henry-Granjon-Preis für neues Verfahren
Seit 1948 vergibt das renommierte International Institute of Welding (IIW) jährlich den wichtigsten Nachwuchs-Preis im Bereich der Fügeprozesstechnik: den Henry-Granjon-Preis. In diesem Jahr erhält Materialforscher Dr. Seyed Goushegir für seine Arbeiten am Institut für Werkstoffforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG) auf der 69. Jahrestagung des IIW am 10. Juli 2016 in Melbourne den begehrten Preis.
Dr. Seyed Goushegir erhält den Henry-Granjon-Preis für seine Forschungsarbeiten zu neuen Festphase-Fügeverfahren, um Metall-CFK-Verbindungen herzustellen.
Foto: HZG/ Christian Schmid
Melbourne/Geesthacht, 10. Juli 2016. Der Henry-Granjon-Preis wird in vier Kategorien für herausragende Veröffentlichungen vergeben, die auf Masterarbeiten oder Doktorarbeiten von Nachwuchsforschern im Bereich der Fügetechnologien beruhen. Dr. Seyed Goushegir erhält den Preis für seine Forschungsarbeiten zu neuen Festphase-Fügeverfahren, um Metall-CFK-Verbindungen herzustellen.
Verbindungen aus Metall und CFK, sogenannte Metall-CFK-Hybride (CFK = kohlefaserverstärkter Kunststoff oder Carbon) werden im modernen Automobilbau für Dachverkleidungen oder Fenstersäulen eingesetzt. Verstärkt sucht die Industrie daher nach Fügeverfahren für diese anspruchsvollen Materialverbindungen.
Das von Seyed Goushegir angewendete Verfahren, um Metall und CFK überlappend zu verbinden, nennt sich Friction Spot Joining. Dabei wird das Metall durch die Reibungshitze einer sich schnell drehenden Hülse punktuell gefügig gemacht. Während das darunter liegende CFK nur an der Oberfläche aufgeschmolzen wird, wird das darüber liegende Metallblech weich und fügsam. Beim Eindringen und Zurückziehen der Hülse kommt es zu einer leichten Verformung des Metallbleches in das CFK hinein.
Die beiden unterschiedlichen Materialien verbinden sich dabei fest und dauerhaft. Der große Vorteil: Das Verfahren ist schnell, günstig und umweltfreundlich, denn bei dieser Technik wird auf Klebstoff komplett verzichtet.
Verbindung von Carbon-Material und Metall mit dem "Friction Spot Joining"-Verfahren
Foto: HZG/ Christian Schmid
„Dieser Preis für Seyed Goushegir zeigt einmal mehr, dass er ein wirklich herausragender Nachwuchswissenschaftler ist“, urteilt der Gruppenleiter im Institut für Werkstoffforschung und HZG-Füge-Experte, Prof. Dr.-Ing. Sergio Amancio. „Er hat die Grundlagen der Technologie so überzeugend weiterentwickelt, dass sich dieses junge Verfahren jetzt bereits auf einem weit fortgeschrittenen Level befindet.“ Eine industrielle Anwendung des neuen Verfahrens sei dadurch viel zügiger möglich. Schon ständen die ersten Projekte mit Industriepartnern in der Pipeline, erklärt Amancio.
Der gebürtige Iraner Seyed Goushegir war von 2011 bis 2016 am Helmholtz-Zentrum Geesthacht beschäftigt. In dieser Zeit hat er seine Promotion an der Technischen Universität Hamburg abgeschlossen. Derzeit forscht er an der Technischen Universität Ilmenau.
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