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UN-Dekade: Hoffnung fürs Meer

Auch die Forschenden am Hereon sind dabei, wenn die Erforschung der Meere und Küsten gesellschaftlich stärker in den Fokus rückt

Es braucht Lösungen für die Probleme der Meere. Die Weltgemeinschaft will deutlich mehr in die einschlägige Forschung investieren und gesamtgesellschaftliche Lösungen für ihren Schutz und die nachhaltige Nutzung finden. Das sieht die UN-Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung von 2021 bis 2030 vor. Am 1. Juni startet sie offiziell. Pandemiebedingt findet als Eröffnung eine virtuelle High-Level-Konferenz statt, organisiert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der UNESCO.

Logo der UN-Dekade

Offizielles Logo der UN-Dekade

Auch am Helmholtz-Zentrum Hereon fiebern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lange auf diesen Start hin. Professor Burkard Baschek, Leiter des Instituts für Dynamik der Küstenmeere am Helmholtz-Zentrum Hereon, ist sich sicher: „Von der UN-Dekade gehen wegweisende Impulse für unsere Forschung im nächsten Jahrzehnt aus.“ Baschek ist Vorsitzender für den Bereich „Sicherer Ozean“ im Organisationskomitee für die internationale Auftaktveranstaltung. Ihm ist wichtig, dass es nicht nur um die Wissenschaft geht, sondern um den gesamtgesellschaftlichen Ansatz.

Neue Kraft für die Meereswissenschaften

Im globalen Durchschnitt geben Staaten gerade einmal 1,7 Prozent ihres Forschungsbudgets für die Ozeanwissenschaften aus, wie aus dem Global Ocean Science Report hervorgeht, den die Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission der UNESCO im Dezember vergangenen Jahres vorgelegt hat.

Dabei wird die ozeanographische Forschung immer wichtiger – vor allem wegen der Bedeutung der Meere für die Weltwirtschaft. Schon vor zehn Jahren schätzte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass 30 Millionen direkte Vollzeitarbeitsplätze von ihr abhängen, vor allem in der Fischerei. Mehr als drei Milliarden Menschen beziehen zudem ihre Nahrung teilweise aus dem Ozean. Welthandel und Schifffahrt, Tourismus, fossile Brennstoffe sowie Offshore-Windkraft sind weitere Schlagworte, die die Bedeutung hervorheben.

Sieben Ziele für den besseren Ozean

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat sieben Ziele anlässlich der Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung beschlossen:

1. Ein sauberer Ozean, dessen Quellen der Verschmutzung identifiziert und reduziert oder entfernt
werden.
2. Ein gesunder und widerstandsfähiger Ozean, dessen Ökosysteme verstanden, geschützt,
wiederhergestellt und verwaltet werden.
3. Ein produktiver Ozean, der eine nachhaltige Nahrungsmittelversorgung und eine nachhaltige
Meereswirtschaft unterstützt.
4. Ein vorausschauender Ozean, das heißt, dass die Gesellschaft die sich verändernden Bedingungen
im Meer versteht und darauf reagieren kann.
5. Ein sicherer Ozean, vor dessen Gefahren Leben und Lebensgrundlagen geschützt sind.
6. Ein zugänglicher Ozean mit offenem und gleichberechtigtem Zugang zu Daten, Informationen,
Technologien und Innovationen.
7. Ein inspirierender Ozean, das heißt, dass die Gesellschaft den Ozean versteht, wertschätzt und in
die Entwicklung mit einbezogen wird.

Was bedeutet das alles fürs Hereon?

Bild Küste

Lebensraum, Nahrungsgeber, Sehnsuchtsort: Die Ozeane sind für die Menschen von zentraler Bedeutung. Foto: iStock/Rike_

Der Plan zur Umsetzung dieser Ziele wurde in einem umfassenden Konsultationsprozess entwickelt, der alle Weltregionen einbezog. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat sie beschlossen. Die internationale Gemeinschaft hat sich bereits mit der Verabschiedung des UN-Ziels Nummer 14 für nachhaltige Entwicklung verpflichtet, die nachhaltige Nutzung des Ozeans bis 2030 zu erreichen. Jetzt gilt es für Politik, Gesellschaft und Forschende, diesen Plan mit Leben zu füllen. „Regionale Besonderheiten sind zu berücksichtigen. Aber das Handeln muss global sein. Die ärmeren Weltregionen dürfen nicht abgehängt werden“, sagt Baschek. Für das Hereon rechnet er mit einer Aufwertung der Küstenforschung als wichtigem Baustein der Meereswissenschaften.

Mehr Geld sei in diesem Prozess nicht alles. Die UN-Dekade werde die Vernetzung in der Wissenschaft, ganz neue Lösungsansätze und damit den Gesamtprozess vorantreiben. Etwa bei Problemen wie dem Meeresmüll, dem Anstieg der Pegel, der Ökosysteme, dem Klimawandel, aber auch bei der kulturellen Bedeutung des Meeres. Baschek glaubt: „Nach diesen zehn Jahren wird die einschlägige Forschung nicht nur an unserem Zentrum eine völlig neue Rolle gewonnen haben. Die Küsten als Lebensraum werden immer wichtiger. Die UN-Dekade kommt zur rechten Zeit.“ 71 Prozent der Planetenfläche wird vom Ozean bedeckt, er ist unsere „blaue Lunge“. Laut der UNESCO hängen Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden der Menschen „wesentlich vom Wissen über den Ozean ab“. Somit ist die UN-Dekade weit mehr als nur ein Anstoß für eine nachhaltige Entwicklung.

Weitere Informationen


Kontakt


Prof. Burkard Baschek Institutsleiter

Tel: +49 (0) 4152 87-1533

E-Mail Kontakt

Institut für Dynamik der Küstenmeere
Helmholtz-Zentrum Hereon

Christoph Wöhrle Pressereferent

Tel: +49 (0) 4152 87-1648

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