Geheimnisse des Indischen Ozeans
Forschungsschiff SONNE steuert kaum bekannte Korallenriffe an
Das deutsche Forschungsschiff SONNE nimmt am 6. September 2019 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Hongkong an Bord und startet eine zweimonatige Expedition. Ziel ist ein unter der Wasseroberfläche gelegenes System von Korallenriffen im Indischen Ozean, so groß wie die Schweiz, das wegen seiner isolierten Lage bisher kaum untersucht worden ist. Fahrtleiter ist der Geologe Dr. Sebastian Lindhorst vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg.
Grüne Meeresschildkröten finden im flachen Wasser der Saya de Malha Bank reichlich Nahrung. [Foto:: Hanjoung Choi on Unsplash]
Die Saya de Malha-Plattform steigt vom 2000 Meter tiefen Meeresgrund bis knapp unter die Meeresoberfläche auf. Sie liegt zwischen Mauritius und den Seychellen, mitten im Fluss der gewaltigen Südäquatorialströmung. Ein hoher Nährstoffgehalt und die Strömung machen die Riffe zu einem Nahrungsparadies für Fische und Wale. Gleichzeitig gedeihen hier prächtige Korallen.
Forschungsschiff SONNE kurz vor Expeditionsbeginn im Hafen von Hongkong. [Foto: ©Thomas Wasilewski/Uni Hamburg/ CEN]
„Wir möchten wissen, wie sich die Wassermassen aus dem Süden mit dem nährstoffreichen Wasserstrom aus dem Norden mischen und wie sich das auf die Bildung der Riffe auswirkt“, sagt Expeditionsleiter Dr. Sebastian Lindhorst. „Wahrscheinlich beeinflussen sowohl Meeresspiegelschwankungen als auch die Strömungen ihre Entwicklung, lassen sie wachsen oder schrumpfen.“
An der Expedition sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG) beteiligt. Sie erforschen auch den Einfluss des Klimawandels auf die Korallenriffe. Denn die Ozeane nehmen etwa ein Viertel des vom Menschen produzierten CO2 auf. Dadurch sinkt ihr PH-Wert, sie werden saurer. Korallen reagieren auf solche Veränderungen besonders empfindlich.
Abgelegen, artenreich und in Gefahr: Korallen reagieren empfindlich auf Änderungen des pH-Wertes. [Foto: Ishan@seefromthesky on Unsplash]
Zum ersten Mal wird die wissenschaftliche Crew auch den Weg bestimmter Mikroplastikteilchen und Schadstoffe von China bis zur Bank verfolgen. Sie wollen herausfinden, wie diese im Ozean treiben und wo sie verbleiben.
Die Forschenden interessieren sich für die Gegenwart und Zukunft – und auch für die Vergangenheit. Sie werden rund um die Uhr Salzgehalt und Temperatur des Meerwassers messen und Nährstoffe, Schadstoffe und Ablagerungen am Meeresboden untersuchen. Letztere erlauben Rückschlüsse auf das Klima der Vergangenheit.
Prof. Dr. Kay-Christian Emeis leitet den Bereich Biogeochemie im Küstenmeer im Institut für Küstenforschung [Foto: HZG/Christian Schmid]
Professor Kay-Christian Emeis vom HZG erklärt: „Wir ziehen Bohrkerne aus den Sedimenten und können so bis zu 200.000 Jahre in die Vergangenheit schauen. Die Ablagerungen sind wahre Klimaarchive, aus denen wir neue Erkenntnisse über das Monsunsystem und seine Entwicklungsgeschichte in der Region erhalten.“
Die Forschungsreise der SONNE wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.
Weiterführende Informationen:
Kontakt:
Universität Hamburg / Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Institut für Geologie
Helmholtz-Zentrum Geesthacht