Corona-Krise und Klimawandel
Seit 13 Jahren lässt Professorin Beate Ratter, Leiterin der Abteilung Sozioökonomie des Küstenraumes des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG), die Hamburger Bevölkerung durch das Forschungsinstitut forsa zu ihrem Risikobewusstsein für den Klimawandel befragen. In diesem Jahr fiel die Befragung in die Corona-Krise. Dadurch kommen neue Erkenntnisse zustande.
Blick auf Hamburg. Foto: Moritz Kindler on Unsplash
In der Befragung erreicht die Anzahl der Personen, die die Folgen des Klimawandels bereits heute persönlich spüren, einen neuen Höchstwert von 58 Prozent, 2019 waren es vier Prozentpunkte weniger. Paradoxerweise empfinden gleichzeitig weniger Befragte die Klimawandelbedrohung für Hamburg als sehr groß:
Abb. 2: Wann werden die Folgen des Klimawandels in Hamburg spürbar (2008-2020)?
Die Anzahl der Personen, die die Folgen des Klimawandels bereits heute spüren, erreicht einen neuen Höchstwert von 58 Prozent.
In diesem Jahr fanden nur noch 22 Prozent Hamburgs Bedrohung als sehr groß, das sind sechs Prozentpunkte weniger als 2019. Auch die persönliche Wahrnehmung von einer Naturkatastrophe in Hamburg betroffen sein zu können, ist deutlich zurückgegangen, von 60 Prozent in 2019 auf jetzt 49 Prozent.
Professorin Beate Ratter erklärt: „Das tägliche Leben wird zurzeit fast ausschließlich vom Corona-Virus dominiert, sodass andere Bedrohungen in den Hintergrund rücken.“ Tatsächlich gaben ab Beginn der Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, 38 Prozent der Befragten an, dass das Corona-Virus das größte Problem in Hamburg ist. Eng damit verknüpft ist die wirtschaftliche Lage, die mit 22 Prozent das zweitgrößte Problem darstellt.
Was noch in der Befragung auffällt: Obwohl die gefühlte Bedrohung durch den Klimawandel abnimmt, steigt der Anteil der Vorsorgemaßnahmen insgesamt. Auch hier wirkt die Corona-Ausnahmesituation: Aufrufe für ältere Nachbarn einkaufen zu gehen und Hilfe anzubieten, werden selbstverständlich. Negativ belegt sind inzwischen sogenannte „Hamsterkäufe“. So ist der Anteil der Befragten, die Vorräte anlegen wollen, im Vergleich zu 2019 um neun Prozentpunkte gesunken.
Hier finden Sie die Ergebnisse der Studie Risikowahrnehmung 2020 (PDF)
Aktuelle Lage versus abstrakter Bedrohung
„Die diesjährigen Ergebnisse zeigen, wie wichtig aktuelle Bedrohungen und öffentliche Diskurse für die Einschätzung der Risikosituation sind. Für den Umgang mit Klimawandel sind diese Erkenntnisse insbesondere dort interessant, wo trotz gut informierter Bevölkerung, diese sich nicht bedroht fühlt und sich letztlich nicht aktiv für Klimaschutz engagiert“, so Lea Stumbitz, Doktorandin im Helmholtz-Zentrum Geesthacht, die die Studie betreute.
Die Corona-Krise ist konkret, individuell bedrohlich und Handlungen führen sichtbar direkt zur Minimierung des persönlichen Risikos. Bewältigungsstrategien, wie Mundschutz tragen oder Abstand halten kann jeder einfach anwenden. Gegen den Klimawandel aktiv zu werden erscheint schwieriger, da unklar ist, was der Einzelne ausrichten kann. Für ein erfolgreiches Risikomanagement ist das Verständnis für die Reaktionen der Menschen auf Gefahren daher unumgänglich. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass sich Routinen etablieren lassen, wenn klar ist, was getan werden kann; und wenn man erkennen kann, dass der eigene Beitrag seine Wirkung zeigt.
Persönliches Handeln hilft gegen die Klimakrise
Die Herausforderung in Bezug auf den Klimawandel liegt darin, Vertrauen in den eigenen Beitrag zur Reduzierung der möglichen Gefahren zu gewinnen und sie ins Alltagshandeln zu integrieren. Persönliches Handeln könnte sein, den Fleischkonsum zu reduzieren, Fernreisen möglichst vermeiden oder öfter das Auto stehen lassen.
Beate Ratter: „Wir brauchen auch für den Umgang mit dem Klimawandel eine „neue Normalität“, in der die Verantwortung des Einzelnen für klimagerechtes, wirkmächtiges Handeln viel stärker in den Vordergrund rückt, als es bislang der Fall ist.“
Hier finden Sie eine Webseite mit den Studien seit 2008
Kontakt:
Helmholtz-Zentrum Geesthacht