Gründung des Netzwerks Küstenforschung gibt wichtigen Impuls für Schleswig- Holstein
Stellten heute das neue Netzwerk Küstenforschung Schleswig-Holstein vor (von rechts): Wissenschaftsstaatssekretär Rolf Fischer, Prof. Martin Wahl (GEOMAR), Dr. Klaus Schwarzer (KMS/CAU), Prof. Ralph Schneider (KMS/CAU), Wissenschaftsministerin Kristin Alheit, Prof. Karen Wiltshire (AWI) und Prof. Kai Wirtz (HZG). Foto: Christian Urban, CAU
Schleswig-Holstein geht neue Wege in der Küstenforschung: Unter Moderation der Landesregierung haben sich die vier großen Akteure im Land zum „Netzwerk Küstenforschung Schleswig-Holstein“ zusammengeschlossen, um sich in Bezug auf Forschungsthemen und -infrastrukturen enger miteinander abzustimmen.
Der offizielle Auftakt des Netzwerkes findet heute (8. April) gemeinsam mit Wissenschaftsministerin Kristin Alheit und Staatssekretär Rolf Fischer in Kiel statt. Zugleich startet die Testphase des exemplarisch vorgestellten Kooperationsprojektes „BALDESH“, zur Unterwasserkartierung der Ostseeküste.
Beim neuen Netzwerk Küstenforschung sind die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und die drei norddeutschen Helmholtz-Einrichtungen Alfred-Wegener-Institut (Standorte Helgoland und List/Sylt), Helmholtz-Zentrum Geesthacht und GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel beteiligt. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag haben die Beteiligten des Netzwerkes unterzeichnet.
Die umfangreichen Daten des Beobachtungs- und Modelliernetzwerks COSYNA stehen allen Partnerinstitutionen zur Verfügung
Wissenschaftsministerin Alheit betont: „Wer auf die Landkarte schaut, weiß, welche Bedeutung Küstenforschung für Schleswig-Holstein hat. Wir haben exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die dazu beitragen, dass wir Meere besser verstehen und schützen können. Das Netzwerk gibt einen wichtigen Impuls für Schleswig-Holstein, der über die Landesgrenzen hinaus Wirkung entfalten wird“. Mit den direkten Zugängen zu Nord- und Ostsee und den vorhandenen Küstenforschungseinrichtungen kann Schleswig-Holstein auf eine lange und erfolgreiche Tradition auf diesem Wissenschaftsgebiet zurückblicken. In Abstimmung mit den anderen norddeutschen Bundesländern soll dies nun auf ein neues Niveau gehoben werden und ein engerer Austausch sowie Projektkooperationen erfolgen.
„Als eines der weltweit größten Küstenforschungsinstitute mit unseren Schwerpunkten physikalische Ozeanographie und Geochemie freuen wir uns über den Ausbau der Kooperationen mit unseren Partnern in Schleswig-Holstein“, erläutert Prof. Wolfgang Kaysser, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums Geesthacht. „Gemeinsam entwickeln wir die wissenschaftliche Basis für eine nachhaltige Entwicklung und ein zukunftsorientiertes Management unserer deutschen Küsten und vielen Küstenbereichen weltweit, so Kaysser.
Professor Dr. Ralph Schneider, Direktor Kiel Marine Science (KMS), Zentrum für interdisziplinäre Meereswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) betont: Forschungsaktivitäten an den Küsten und im angrenzenden Flachwasserbereich bilden einen besonderen Schwerpunkt an der Uni Kiel. Dabei stehen die Küstenlinien an der Nord-und Ostsee genauso im Fokus wie die globalen Veränderungen. Wir freuen uns, dass wir durch die stärkere Zusammenarbeit aller schleswig-holsteinischen Institutionen noch besser aufgestellt sind, um die Veränderungen an den Küsten durch Klimawandel oder stärkere menschliche Nutzung zu erforschen. Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Grundlagen für angemessene, wissensbasierte und umweltverträgliche Entscheidungen zu liefern.“ Mit dem Zentrum für interdisziplinäre Meereswissenschaf-ten (KMS) bündelt die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel fakultätsübergreifend meereswissenschaftliche Forschung und Nachwuchsförderung, besonders unter Einbeziehung der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Mithilfe eines Tauchroboters, dem Mini-ROV, sollen im Projekt BALDESH erstmalig flächendeckende Kartierungsarbeiten im Flachwasser entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste durchgeführt werden. Von rechts: Prof. Ralph Schneider, Dr. Klaus Schwarzer und Prof. Martin Wahl stellten das Projekt samt Mini-ROV der Wissenschaftsministerin Alheit vor.
Foto: Christian Urban, CAU
Prof. Martin Wahl, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sagte: „Aufgrund ihrer natürlichen Gradienten und Fluktuationen bieten Küsten- Ökosysteme , insbesondere in der Ostsee, ideale Möglichkeiten wichtige Einblicke in die Dynamik und Stressresistenz mariner Lebensgemeinschaften zu gewinnen. Diese Erkenntnisse sind für die Beurteilung der von Menschen verursachten Umweltveränderungen von besonderer Bedeutung. Das Netzwerk Küstenforschung bietet hier einen starken Verbund, der den individuellen Forschungsaktivitäten deutlich mehr Möglichkeiten und Schlagkraft bietet.“
Das Netzwerk Küstenforschung will auch gemeinsame Angebote für Nachwuchs-wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in der Küstenforschung entwickeln. Auf Helgoland und Sylt lernen jährlich weit über 1000 Studierende den Lebensraum Nordsee kennen. Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), bietet an seinen Inselstandorten dafür Ansprechpartner, Untersuchungsmaterial, Räume und Ausfahrten mit dem Forschungskutter Uthörn für Universitäten an. Das naturwissenschaftliche Interesse schon bei Schulkindern zu wecken, ist Ziel von „Open Sea“, einem Helgoländer Schülerlabor, das Klassen aus ganz Deutschland anzieht. „Meeresforschende der Institutionen in Schleswig-Holstein bilden in unserem Centre of Excellence in Observational Oceanography Nachwuchs aus aller Welt aus“, sagte AWI-Vizedirektorin Prof. Dr. Karen Wiltshire. „Auf der AWI-Wattenmeerstation untersuchen wir, wie sich das Ökosystem des Weltnaturerbes Wattenmeer ändert und kooperieren eng mit Experten aus den Niederlanden und Dänemark sowie Forschenden anderer deutscher Bundesländer.“ Mit dem Küstennetzwerk könnten die beteiligten Partner beispielsweise auch die gemeinsame Nutzung und Analyse von Langzeitdaten und Infrastrukturen im Verbund weiter vorantreiben.
Die Küstenmeerforschung steht zukünftig noch mehr im gemeinsamen Fokus der Landesregierung, da die Küstenmeere, in denen sowohl atmosphärische und marine als auch terrestrische Einflüsse wirksam werden, einer besonders starken Veränderlichkeit unterliegen. Seitens der Landesregierung sind das Wissenschafts- und das Wirtschaftsministerium thematisch am Netzwerk beteiligt, das Umweltministerium ist bei einzelnen Projekten involviert. Zukunftsweisende Forschungsthemen gibt es zum Beispiel im Zusammenhang mit Offshore- Windkraftanlagen oder der Erforschung des Umweltzustandes der Küstengewässer (Bsp. BALDESH oder Beobachtungssystem „COSYNA“)
Das Netzwerk Küstenforschung Schleswig-Holstein wird auch mit dem „Forum Marine Forschung“ zusammenarbeiten, an dem derzeit unter dem gemeinsamen Vorsitz von Wirtschaftsministerium und Bundesministerium für Bildung und Forschung die fünf norddeutschen Länder, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Konsortium Deutsche Meeresforschung beteiligt sind.
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