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| Pressemitteilung Helmholtz-Zentrum Geesthacht

Klimaverhandlungen in Bangkok: Weichen jetzt stellen

In dieser Woche findet die erste Verhandlungsrunde für den nächsten UN-Klimagipfel im Dezember in Durban statt. Bis Freitag, 8. April beraten Teilnehmer aus aller Welt in Bangkok unter anderem darüber, wie es hinsichtlich des Kyoto-Protokolls weitergehen soll. Wenn jetzt nicht die Weichen zu einer Verlängerung gestellt werden, läuft dieses erste und einzige rechtsverbindliche Protokoll zur Begrenzung von Treibhausgasen Ende 2012 aus.

In dieser Woche findet die erste Verhandlungsrunde für den nächsten UN-Klimagipfel im Dezember in Durban statt. Bis Freitag, 8. April beraten Teilnehmer aus aller Welt in Bangkok unter anderem darüber, wie es hinsichtlich des Kyoto-Protokolls weitergehen soll. Wenn jetzt nicht die Weichen zu einer Verlängerung gestellt werden, läuft dieses erste und einzige rechtsverbindliche Protokoll zur Begrenzung von Treibhausgasen Ende 2012 aus.

Symbolbild Straßenschild CO2 Senkung

Foto: Fotolia

Doch die Zeichen für eine Fortschreibung bzw. ein Nachfolgeabkommen stehen nicht gut. Vieles deutet darauf hin, dass die Kräfte für einen pro-aktiven Klimaschutz gegenwärtig geschwächt sind. So ist beispielsweise die EU uneinig in der Frage, ob sie mit der einseitigen Verpflichtung auf das 30-Prozent-Minderungsziel eine Führungsrolle übernehmen wird. Die USA werden weiter durch innerstaatliche politische Prozesse gelähmt und auch Japan und Kanada scheinen sich nicht auf eine Fortschreibung des Kyoto-Protokolls festlegen zu wollen.

Andererseits haben Länder wie China und Südkorea verstanden, dass nur noch eine grüne Industriepolitik eine krisensichere Zukunft hat. Es könnte aber möglicherweise eine Lösung geben, in deren Rahmen einige wichtige Bausteine des Kyoto-Protokolls in einer großen Unterzeichnergemeinschaft, inklusive Japan und Kanada, in die Phase II „hinübergerettet“ werden, z.B. ein reformierter Clean Development Mechanism (CDM).

„Ich erwarte intensive Diskussionen um die Zukunft des Kyoto-Protokolls“, sagt Prof. Dr. Reimund Schwarze, Leiter der Abteilung „Ökonomie und Politik“ am Climate Service Center. „Denn spätestens in Durban muss ein Weg zur Verlängerung ultimativ gefunden werden. Die Konferenz von Cancún hat eine Reihe von Fragen offen gelassen. Die Agenda des Treffens der Arbeitsgruppen in Bangkok ist daher klar.“

So wurde bisher nicht geklärt, wie die freiwilligen Zusagen der Industrie- und Entwicklungsländer in eine Strategie zur Erreichung des 2-Grad-Ziels übersetzt und eingebettet werden können. Dazu sind noch zahlreiche weitere Fragen zu klären, insbesondere, wie mit den sogenannten Schlupflöchern im Kyoto-Protokoll, die beispielsweise die Anrechnung von Waldzuwächsen in den Industrieländern (LULUCF) beinhalten, und der Übertragung von Überschussrechten, sogenannte hot air, aus der ersten Verpflichtungsperiode, umgegangen werden soll. Offen geblieben ist auch die Frage nach neuen Handlungsfeldern, etwa in Luft- und Seeschifffahrt. „Ohne deren Einbeziehung wird die Lücke zum 2-Grad-Ziel nicht zu schließen sein“, urteilt der Umweltökonom.

Das 2-Grad-Ziel lässt sich noch mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit erreichen, wenn die weltweiten CO2-Emissionen bis 2020 auf höchstens 44 Gt gesenkt werden. Die Übereinkunft von Cancún ermöglicht unter günstigen Umständen eine CO2-Reduzierung auf 49 Gt jährlich bis 2020. Um das angestrebte Ziel zu erreichen, fehlen also noch mindestens 5 Gt, die jedes Jahr eingespart werden müssen. Dies entspricht etwa dem Fünffachen des weltweiten, jährlichen Luft- und Seeverkehrs.

Aber dazu müssten günstige Umstände gelten, d.h. alle Staaten müssten die freiwilligen Zusagen ernst nehmen und ihr Möglichstes tun, um Emissionsminderungen in allen Bereichen voran zu treiben. Ernst nehmen hieße, dass die USA Gesetze verabschieden, die sicherstellen, dass wenigstens vier Prozent der Emissionen gegenüber 1990 vermieden werden, dass Russland darauf verzichtet, den heimischen Waldzuwachs im letzten Jahrzehnt als „Senkenaufbau“ kreditieren zu lassen (d.h. zur Kompensation weiterer Treibhausgasemissionen zu nutzen) und die EU ihre ambitionierten Emissionsreduktionsziele von 30 Prozent statt bisher 20 Prozent bis 2020 einhält. In allen Bereichen handeln, heißt Schritte zu Ergreifen, um weitere Sektoren wie den Luftverkehr in das Kyoto-Protokoll einzubeziehen. Das setzt guten Willen auf allen Seiten voraus und wirksame Überprüfungsmechanismen.

Während in der Frage der Überprüfung mit China jetzt Annäherung möglich zu sein scheint, ist vom guten Willen aller Akteure vor dem Klimagipfel in Durban bis jetzt jedoch noch nichts zu erkennen.

Als Interviewpartner stehen zur Verfügung:


Prof. Dr. Reimund Schwarze
Prof. Dr. Reimund Schwarze

Tel: 040 226 338 405

E-Mail Kontakt
Dr. Markus Groth
Dr. Markus Groth

Tel: 040 226 338 409

E-Mail Kontakt

Helmholtz-Zentrum Geesthacht
Zentrum für Material- und Küstenforschung
Climate Service Center
Abteilung „Ökonomie und Politik“
Bundesstr. 45a
20146 Hamburg

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