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| Pressemitteilung

Geesthachter Küstenforscherin weist neuartige Flammschutzmittel in Aalen nach

Die Küstenforscherin Roxana Sühring untersucht, welche Rolle Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen. Mit ihren Untersuchungen weist Sühring sowohl bereits verbotene als auch neuartige dieser zum Brandschutz eingesetzten Chemikalien in dem Gewebe von Aalen nach – im europäischen Vergleich in teilweise hohen Konzentrationen.

Roxana Sühring vom Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht untersucht in ihrer Doktorarbeit, wie sich Flammschutzmittel in dem fetthaltigen Gewebe von Aalen anreichern. Dabei geht es besonders um neuartige Flammschutzmittel, die als Ersatz für bereits verbotene Chemikalien dieser Art eingesetzt werden. In allen Gewebeproben aus den von ihr untersuchten Aalen fand Sühring sowohl die alten als auch die neuartigen Flammschutzmittel – im europäischen Vergleich in teilweise hohen Konzentrationen. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „Chemosphere“ veröffentlicht.

Bestandsrückgang des Aals

Roxana Sühring

Roxana Sühring aus der Abteilung Umweltchemie am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht untersucht, welche Rolle Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen.
Foto: HZG/ Heidrun Hillen

In den letzten 30 Jahren hat die Bestandsgröße des Europäischen Aals deutlich abgenommen. „Neben der Veränderung der natürlichen Lebensräume, der Überfischung und anderen Faktoren werden auch Schadstoffe als möglicher Grund für den starken Rückgang des Bestandes vermutet“, sagt Marko Freese vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Hamburg.

Im Rahmen des Datenerhebungsprogramms „Data Collection Framework“ der Europäischen Kommission untersuchen Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen gemeinsam, welche Faktoren beim Rückgang der Aalbestände eine Rolle spielen und welche Maßnahmen geeignet sind, damit der Bestand sich erholen kann.

Dazu gehören auch die Untersuchungen in dem „POPs in Eels-Project“ der Abteilung “Umweltchemie“ am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG). „Ich möchte herausfinden, welche Rolle die alten und neuartigen Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang des Aals spielen“, sagt Doktorandin Roxana Sühring vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht.

Einsatz und Verbreitung von Flammschutzmitteln

Flammschutzmittel werden Kunststoffen und Textilien zugesetzt, um sie schwer brennbar zu machen. Einige dieser Chemikalien sind gesundheitlich und ökologisch bedenklich und bauen sich in der Umwelt nur langsam ab.

Mit dem „Stockholmer Übereinkommen zu persistenten organischen Schadstoffen (POPs)“ (Stockholmer Konvention) sind seit 2004 die Herstellung und der Einsatz von einigen Flammschutzmitteln, wie zum Beispiel polybromierte Diphenylether (PBDEs), eingeschränkt oder verboten.

Es werden jedoch chemisch ähnliche Flammschutzmittel auf den Markt gebracht, die derzeit noch nicht reguliert sind. Der weltweite Einsatz an Flammschutzmitteln wird auf mehrere hunderttausend Tonnen pro Jahr geschätzt.

Flammschutzmittel in Aalen

kleiner Aal auf Handfläche

Mitarbeiter des Thünen Instituts für Fischereiökologie untersuchen verschiedene Lebensstadien der Aale. Dieser kleine Steigaal wandert aus der Elbmündung stromaufwärts und wachst zum Blankaal heran, der eine Länge von 150 Zentimeter erreichen kann (Foto: Jan-Dag Pohlmann).

In ausgewachsenen Aalen weist Sühring, im Vergleich zu den von ihr untersuchten Jungaalen, im europäischen Vergleich nach wie vor hohe Konzentrationen der bereits verbotenen PBDEs nach.

Als Ersatz werden heute bromierte Flammschutzmittel oder chlorierte Dechlorane eingesetzt. Diese Substanzen konnte Roxana Sühring in allen Lebensstadien der Aale finden. Besonders in Jungaalen sind diese Ersatzstoffe in höheren Konzentrationen enthalten als die PBDEs.

Dafür hat die Umweltchemikerin in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Thünen-Instituts Gewebeproben von etwa 90 Europäischen Aalen verschiedenster Lebensstadien aus der Elbe, dem Rhein und dem deutsch-dänischen Fluss Vidå untersucht.

Anhand der von Roxana Sühring untersuchten Proben ist neben der Konzentration der Chemikalien im Gewebe auch zu erkennen, wo die Stoffe aufgenommen werden. Denn Aale leben in den Ozeanen und Mündungsbereichen der Flüsse, bevor sie ab einem Alter von ein bis drei Jahren flussaufwärts wandern.

Wissenschaftler machen Betsnadsaufnahme von Aalen

Im Rahmen des Datenerhebungsprogramms „Data Collection Framework“ der Europäischen Kommission untersuchen Wissenschaftler des Thünen Instituts die Bestandssituation der Aale (Foto: Jan-Dag Pohlmann).

Die neuartigen Stoffe werden sowohl im Mündungsbereich von den Jungtieren als auch weiter flussaufwärts von den ausgewachsenen Tieren aufgenommen. Die heute verbotenen PBDEs wurden überwiegend flussaufwärts nachgewiesen – vor allem in Proben aus Industriegebieten am Rhein. Auffällig ist, dass Sühring das chlorierte Flammschutzmittel Dec-602 nachweisen konnte, das weder in Europa produziert noch nach Europa importiert wird. Durch die Arbeit von Sühring wurde Dechloran Dec-602 erstmals in aquatischen europäischen Organismen untersucht und nachgewiesen.

Es ist bekannt, dass von halogenierten organischen Verbindungen Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen. Zu dieser Stoffgruppe gehören auch die bromierten Flammschutzmittel und die chlorierten Dechlorane. Um das Risiko dieser neuartigen Flammschutzmittel einzuschätzen, gibt es laut Sühring jedoch noch zu wenige Untersuchungsdaten und daher auch keine offiziellen Grenzwerte. Um gesicherte Aussagen zu treffen, welche Rolle die Flammschutzmittel beim Bestandsrückgang der Aale spielen, müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Weitere Informationen


Zur Abteilung Umweltchemie am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht Zur Veröffentlichung „Brominated flame retardants and dechloranes in eels from German Rivers“ in dem Fachmagazin „Chemosphere“ Zum Thünen Institut für Fischereiökologie

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