Natürliche Klimaeinflüsse größer als erwartet
GKSS stellt Forschungsergebnisse zu Zirkulationstrends der südlichen Hemisphäre vor
Neueste Forschungsergebnisse der GKSS zeigen, dass die atmosphärischen Zirkulationstrends in mittleren und hohen Breiten der Südhemisphäre während der Sommer der vergangenen Jahrzehnte nicht einzigartig sind. Diese Trends wurden mit stratosphärischem Ozonabbau und dem Ausstoß von Treibhausgasen in Verbindung gebracht. Die GKSS-Arbeiten zeigen jedoch, dass interne Klimavariabilität oder natürliche Antriebe, wie z. B. Änderungen in der Leuchtkraft der Sonne oder der Vulkanaktivität, in der Lage sind, Trends zu verursachen, die so groß sind wie die durch den Menschen beeinflussten Trends.
Diese Schlussfolgerung wurde kürzlich in der Zeitschrift "Nature" veröffentlicht und von Julie Jones und Martin Widmann vom GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht auf der Grundlage einer Rekonstruktion der Stärke der sogenannten Antarktischen Oszillation (AAO) gezogen. Die AAO ist ein Maß für die Intensität der Westwinde um die Antarktis und beeinflusst das Klima über einem Großteil der Südhemisphäre. Dieses betrifft die Temperaturen über der Antarktis und Neuseeland und die Niederschläge über Teilen des südlichen Südamerikas, Australiens und Neuseelands.
Frühere Studien unter Verwendung von Beobachtungsdaten der höheren Atmosphäre und dreidimensionaler Modelle für die Atmosphäre und den Ozean kamen zu dem Schluss, dass die während der vergangenen drei Jahrzehnte beobachteten Trends zu positiver AAO, die mit einer verstärkten Westströmung um die Antarktis verbunden sind, mit einer Kombination von Klimaänderungen durch Treibhausgasemissionen und einer durch Emissionen ozonabbauender Chemikalien verursachten Temperaturänderung in der hohen Atmosphäre zusammenhängen könnten.
Beschränkungen dieser Studien sind die Konzentration auf menschliche Einflüsse und das Außerachtlassen natürlicher Klimavariabilität und natürlicher Klimaantriebe sowie die Tatsache, dass die Datenreihen, aus denen die Trends bestimmt wurden, sehr kurz sind, da sie nur die letzten Jahrzehnte mit den zuverlässigsten Daten berücksichtigen. Um eine längere homogene Reihe zur Verfügung zu stellen, produzierten die GKSS-Wissenschaftler zwei Rekonstruktionen der Stärke der Sommer-AAO (Dezember, Januar) aus langen Druckmessreihen aus der Südhemisphäre. Eine Rekonstruktion überdeckt den Zeitraum 1905-2000, eine genauere, zweite Rekonstruktion (da mehr Messungen zur Verfügung stehen) den Zeitraum 1951-2000.
Beide Rekonstruktionen zeigen, dass die AAO-Werte in den frühen 1960er Jahren so hoch wie heute waren und dass zwischen 1940 und der Mitte der 1960er Jahre ein positiver Trend von einer ähnlichen Größe wie über die vergangenen Jahrzehnte auftrat, also in einem Zeitraum, bevor ozonabbauende Chemikalien emittiert wurden und bevor eine starke Erwärmung der Atmosphäre zu verzeichnen war. Darüber hinaus gibt es einen starken negativen Trend zwischen der Mitte der 1960er Jahre und der Mitte der 1970er Jahre, der den erwarteten Auswirkungen einer anthropogenen Klimaänderung entgegengesetzt ist.
Diese Studie stellt weder die Vorstellungen über stratosphärischen Ozonabbau oder über Erwärmung durch Treibhausgase, noch über deren teilweisen Einfluss auf den Zustand der AAO über die vergangenen Jahrzehnte in Frage, aber macht deutlich, dass das bisherige Bild unvollständig sein könnte. Um vollständig zu verstehen, was die AAO beeinflusst, müssen natürliche Antriebsfaktoren und natürliche Klimavariabilität mitberücksichtigt werden. Aussagen über anthropogene Einflüsse sollten nicht frühzeitig gemacht werden, sondern nur nach gründlicher Unterscheidung zwischen natürlicher Klimavariabilität und den vermuteten Signalen.