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Martin Reimann: Vom Schülerlaboranten zum Doktoranden

Der Maschinenbauer, der zurückkehrte in seine Heimat Geesthacht

Martin Reimann

Foto: Hereon/Gesa Seidel, Grafik: RoseFlohr Kommunikation

Martin Reimann arbeitet an neuen Fügeverfahren

Es ist ein warmer und sonniger Tag, an dem Martin Reimann für ein Gespräch Zeit hat. In seinem Büro, das sich der Maschinenbauer mit einem Kollegen teilt, stapelt sich Papier. Kurzerhand schlägt er vor, an die frische Luft zu gehen. Gesagt, getan: Er trägt einen Tisch aus der Experimentierhalle heraus, es folgen zwei Stühle und wir sitzen im Schatten hinter dem Gebäude. Dann beginnt er zu erzählen.

Seinen ersten Kontakt mit dem Hereon hatte der gebürtige Geesthachter im Schülerlabor „Quantensprung“. Damals besuchte er das Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht. „In der zehnten Klasse waren wir für einen Tag beim ehemaligen GKSS und haben einen Brennstoffzellenstecksatz an eine Windturbine angeschlossen“, sagt der 29-Jährige. Sein Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Themen war schon immer groß. „Nach der Schule war mir eigentlich gleich klar, dass ich Maschinenbau studieren möchte.“

Das hat er gemacht: An der Technischen Universität Darmstadt hat Martin Reimann sowohl seinen Bachelor als auch seinen Master absolviert. Zwischendurch gab es immer wieder Studienarbeiten und Praktika, die ihn zur Lufthansa Technik AG nach Hamburg und sogar nach London führten. Dort hat er unter anderem in der Triebwerksreparatur und -wartung geforscht.

„Wir haben untersucht, welche Veränderungen und Eigenschaften bestimmte Reparaturverfahren mit sich bringen. Wird ein Bauteil durch die Reparatur leichter? Effizienter? Besser? Oder hat die Reparatur negative Auswirkungen? So können wir entscheiden, ob sich eine Reparatur lohnt, oder ob das Bauteil vielleicht besser komplett erneuert werden muss“, erklärt Reimann.

Die Praktika haben dem Maschinenbauer gut gefallen, weshalb er auch seine Masterarbeit bei der Lufthansa Technik schrieb. Dafür hat er das „Reibpunktschweißen“ in einer neuen Anwendung getestet. Bei dieser Technik werden verschiedene Bleche so miteinander verbunden, dass sie nicht schmelzen, sondern in festem Zustand miteinander verfügt werden. Dazu wird ein spezielles Werkzeug verwendet, das beim Aufdrücken auf die zu verbindenden Bleche Reibungswärme durch Rotation erzeugt.

Seine Promotion findet nun im Rahmen eines Technologietransferprojekts statt – auch hier wieder in Kooperation mit der Lufthansa Technik. Am Hereon arbeitet er im Institut für Werkstoffforschung in der Abteilung Festphase-Fügeprozesse.

„Das klingt alles, als wäre es geplant gewesen. Tatsächlich ist es aber ein Zufall, dass ich immer wieder mit der Lufthansa gearbeitet habe – und dass ich wieder hier in Geesthacht gelandet bin. Das war einfach Glück.“

In seiner Arbeit untersucht der Doktorand, welche verschiedenen Anwendungen im Zusammenhang mit dem Verschließen von Bohrlöchern denkbar sind. Reimann erklärt: „Dazu führe ich Machbarkeitsstudien durch. Ich untersuche Werkstücke, die ein Loch haben, und prüfe, ob und wie genau diese mit dem Reibpunktschweißverfahren geschlossen werden können.“ Seine Promotion, die über seinen Doktorvater und Hereon-Institutsleiter Prof. Dr. Norbert Huber an der TU Hamburg angegliedert ist, läuft über drei Jahre, im Dezember 2017 ist Abgabe.

Gibt es schon erste Ergebnisse? „Definitiv. Das Verfahren kann auf jeden Fall zum Verschließen der Bohrlöcher genutzt werden. Mögliche Anwendungen sind aber nicht nur Reparaturen, sondern auch die Produktion von Tanks, Raketenteilen oder Satellitentanks.“ Im Moment läuft alles nach Plan.

„Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass ich mit einem konkreten Ziel forsche. Es tut gut, zu wissen, dass die Ergebnisse verwendet werden.“

Auch wenn ihm seine Forschung viel Freude bereitet – nach Feierabend zieht es ihn oft in die Natur: Dann lässt er sich auf der Insel Fehmarn den Wind um die Nase wehen und geht gemeinsam mit seinem Büro-Kollegen Kitesurfen. „Wir packen dann schon vor der Arbeit unsere Sachen und fahren direkt vom Hereon an die Ostsee. Da haben wir dann mit Glück noch zwei sonnige Stunden, die wir auf dem Wasser ausnutzen können“, erzählt er. Und auch im Winter lässt er sich das Kiten nicht nehmen: „Dieses Jahr war ich in Norwegen zum Snowkiten – das ist wie auf dem Wasser, nur, dass man sich vom Drachen durch die schneebedeckte Landschaft ziehen lässt.“


Autorin: Gesa Seidel
Porträt aus der in2science #4 (Juni 2017)